Virtuelle Realität und Vergewaltigung: Überwachung im Metaverse

Kategorie: Lifestyle

Eine polizeiliche Untersuchung in London zu einem sexuellen Übergriff im Metaverse wirft Fragen nach den Auswirkungen virtueller Verbrechen auf reale Personen und dem Schutz des Cyberspace auf.

Medienberichten zufolge wurde ein Kind in einem Virtual-Reality (VR) Videospiel „angegriffen“. Dabei handelt es sich um den ersten derartigen Fall, den die britische Polizei untersucht hat.

Vorwürfe von sexuellen Übergriffen online gehen bis ins Jahr 1993 zurück und wurden erstmals in einem textbasierten Medium, LambdaMOO, dokumentiert. Dort nutze ein Charakter eine virtuelle Voodoo-Puppe, um andere Spieler zu sexuellen Handlungen zu zwingen.

Dieser Fall wurde zur wichtigsten Grundlage, auf der Wissenschaftler und Fachleute ein alarmierendes, neues Konzept entwickelten – „virtuelle Vergewaltigung“.

 

Sexuelle Belästigung als zentrales Problem im Metaverse?

Im Jahr 2022 schilderte zudem die Psychologin Nina Jane Patel ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung in Meta’s Horizon Venues (jetzt Horizon Worlds) Plattform. Sie berichtete über mehrere männlichen Avatare, die sie verbal und „physisch“ belästigten.

 

"Die Intensität von Erlebnissen im Metaverse kann die Emotionen der physischen Welt widerspiegeln, aufgrund der immersiven Natur dieser Umgebungen. Dies kann zu realen Traumata und psychischem Leid führen, ähnlich wie bei physischen Angriffen".

Zudem seien die Meldemechanismen oft unzureichend. Das kann daran begründet sein, dass die Verantwortung beim Opfer liegt oder auch daran, dass diese Mechanismen nicht vertrauenswürdig bzw. effektiv erachtet werden. So sagt zumindest Emma Gibson, globale Koordinatorin der Alliance for Universal Digital Rights (AUDRi), einer Anti-Diskriminierungsgruppe, die sich auf Online-Räume konzentriert.

Eine Forscherin von Eko, einer Kampagnengruppe, die Unternehmen zur Rechenschaft zieht, sagte außerdem, sie sei „schnell … auf sexuelle Übergriffe in (Metas Plattformen) gestoßen, nachdem ein anderer Benutzer sie dazu ermutigt hatte, die persönlichen Grenzeinstellungen zu deaktivieren“.

Sie stellte dabei fest, dass, wenn sie von einem anderen Benutzer berührt wurde, die Handcontroller vibrierten und während eines virtuellen Übergriffs eine sehr desorientierende und sogar beunruhigende physische Erfahrung geschaffen wurde.

Die Stellungnahme der Plattformen

Ein Sprecher von Meta distanzierte das Unternehmen von diesem sexualisierten Verhalten.

"Die beschriebene Art von Verhalten hat auf unserer Plattform keinen Platz, deshalb haben wir für alle Benutzer einen automatischen Schutz namens persönliche Grenze, der verhindert, dass Ihnen unbekannte Personen zu nahe kommen".

Weitere Straftaten im Metaversum

Diebstahl und finanzieller Betrug sind im Metaverse, das auf Online-Zahlungen angewiesen ist, ein größeres Risiko. Einige Plattformen haben auch ihre eigene dedizierte Währung.

 

"Die Verfolgung dieser Transaktionen erfordert Kenntnisse im Bereich dezentraler Finanzen, der verschiedenen Blockchain-Implementierungen sowie Vertrautheit mit verschiedenen Formen digitaler Währungen".

Die Existenz mehrerer Währungen kann Benutzer verwirren und Betrug begünstigen, so Europol. Wenn Geld über Grenzen hinweg bewegt wird, ist es auch für die Strafverfolgung schwieriger zu verfolgen. Verkäufer von nicht fungiblen Token (NFTs) – einer Art digitaler Vermögenswerte, die durch Blockchain authentifiziert werden – können einem potenziellen Käufer einen Token anbieten, ohne das, was er repräsentiert, zu besitzen.

Die Rechtsprechung

Experten sind der Meinung, dass die Überwachung des Metaverse Herausforderungen in Bezug auf die Definition von Straftaten, Zuständigkeit und Ermittlungen mit sich bringt.

"Wenn ein Übergriff in einer virtuellen Umgebung stattfindet, muss das Rechtssystem mit der Art der Straftat kämpfen. Handelt es sich um körperliche Misshandlung, Belästigung oder etwas völlig Neues?"

Die Untersuchung eines mutmaßlichen Täters würde real-world Informationen wie Name und Adresse erfordern, die durch einen Internetdienstanbieter erhalten wurden. Dies kann leicht durch virtuelle private Netzwerke (VPNs) maskiert werden, die Benutzerinformationen verbergen können, indem sie ihre Aktivitäten durch andere Länder umleiten.

 

Die Bedeutung für die Cybergesetze?

Bisher ist nicht konkret geklärt, welche rechtlichen Definitionen verwendet werden sollten, um Straftaten im Metaverse zu definieren. Virtuelle Erfahrungen erfüllen aktuell möglicherweise nicht den rechtlichen Maßstab für sexuellen Missbrauch aufgrund ihres Mangels an physischer Interaktion, so der Bericht von Europol von 2022.

Quelle: context.news

 

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