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2022: Das chinesische Jahr des Metaversum

Kategorie: Business

Es wird China einerseits schwer fallen, Teil eines globalen Metaversums zu sein, bedenkt man die politischen Restriktionen. Andererseits sind chinesische Unternehmen wie Tencent (WeChat) oder ByteDance (TikTok, Investor bei VR-Headsets Pico) bereits mittendrin im Spiel um das Metaverse. Jetzt kommt ein neuer Player, und zwar kein unbekannter: Baidu, das „chinesische Google“.

XiRang Metaverse

Die Plattform XiRang heißt zu Deutsch „Land der Hoffnung“. Baidu hat sie unter CEO Robin Li selbst entwickelt. Es ist eine App, auf der sich zurzeit 100.000 User gleichzeitig aufhalten können. In XiRang steht die sog. „Creator City“; dort stehen berühmte Bauwerke wie der Shaolin Tempel, aber auch Gebäude, wo Meetings und Veranstaltungen stattfinden können. So hat China nun sein eigenes kleines Metaversum.

Zugang haben die User durch eigene Avatare – für die sie sich natürlich auf der Plattform Baidu registrieren müssen – mit VR-Brillen, aber auch mit Smartphones und PCs. Einen Haken gibt es allerdings: User haben nur Zugriff von China aus.

XiLing: Smart Cloud Avatar Plattform

Nachdem alle Welt von XiRang spricht, gerät XiLing in den Hintergrund. Baidu CTO Haifeng Wang launchte die „AI Cloud Digital Avatar Plattform“ auf demselben Kongress wie Xi Rang. Auf der XiLing-Plattform werden Avatare und zwar nicht nur für XiRang, sondern auch für andere Medien erstellt. Sie soll einige Dienstleistungen aus einer Hand anbieten, wie z. B. die Erstellung und den Betrieb von virtuellen Moderatoren, virtuellen Stars und Markensprechern für Radio, Fernsehen, Internet, Brands usw.

Technologische Träume

Baidu hat bereits mehr als eine Million Mitarbeiter:innen, die sich mit den Möglichkeiten zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI / AI) auseinandersetzen. In den nächsten Jahren wird diese ohnehin schon immens hohe Zahl wohl noch gesteigert werden. „Creator sind unsere Begleiter bei der Verwirklichung unserer technologischen Träume, sie sind auch eine der großen Triebkräfte des menschlichen Fortschritts“, sagte Li.

Dass Robin Li jetzt zwar mit einem Mini-Metaversum startet, aber viel in der Hinterhand hat, wurde auf der Entwicklerkonferenz „Create 2021“ vor einigen Tagen klar: Auf der Themenliste standen VR Education, VR Marketing, VR Training usw. Natürlich gibt es noch „Baidu VR all-in-one-machine“, die VR-Brille mit Zubehör und das Creation Center sowie die HIRAM-Technologie.

Staatlich festgelegte Medienzeit in China

Nun ist es noch gar nicht lange her, dass die chinesischen Staatsbehörden, die für den „Jugenschutz“ im Internet zuständig sind, die tägliche „Medienzeit“ Minderjähriger erneut einschränkte. Natürlich müssen auch diese zum vermeintlichen Schutze ihrer Gesundheit etwas beitragen: Daten! Alter und Name müssen wahrheitsgemäß und klar angegeben werden, melden sie sich zu Online-Spielen an. Allgemein bekannt ist, dass China im Inland das Internet restriktiert – wohl aus vielen Gründen. Eine ideelle Abschottung gegenüber dem Westen dürfte dabei eine große Rolle spielen.

Kein westliches Metaversum

Das bringt uns zurück zur Ausgangsfrage: Wie kann China ein ernstzunehmender Player im Metaversum werden, betrachtet man dieses als zukünftig global existierenden digitalen Ort? Oder wird es wieder die „WhatsApp gegen WeChat-Situation“, in der wir uns seit Jahren befinden?

Tatsächlich zeigt der Status Quo ja, dass User von außerhalb Chinas aus dem „Land der Hoffnung“ (XiRang) ausgeschlossen werden so, wie die Metaversumsenthusiasten aus China insofern eingeschlossen werden, als dass sie zu einem „westlichen“ Metaversum kaum Zugang haben.

Aber was ist mit dem Zitat von Robin Li: „Creator sind unsere Begleiter bei der Verwirklichung unserer technologischen Träume, sie sind auch eine der großen Triebkräfte des menschlichen Fortschritts.“ Bei dem Gedanken an Fortschritt schwingt immer auch die Hoffnung auf das eigene ökonomische Fortkommen mit – in der östlichen und westlichen Hemisphäre gleichermaßen.

Gamer investieren 46 Milliarden

Eigene Mini-Metaversen inklusive der passenden Ausstattung, der Games usw. für den inländischen Gebrauch zu erschaffen lohnt sich sicher: Trotz aller Einschränkungen aus Peking ist die chinesische Jugend begierig darauf, ihrer Realität zu entfliehen (2020 gaben die Chinesen 46 Milliarden USD für Videospiele aus). Als Antwort darauf hat das Unternehmen ZQGame bereits angekündigt, sich ins Metaversum einbringen zu wollen. Welches, fragt sich nur.
Chinesische Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Metaversum herstellen und exportieren, werden sich wohl mit den Entwicklungen in Übersee arrangieren.

China is watching you

Innerhalb der eigenen Regularien wird sich die chinesische Regierung sicher nicht die Chancen des Metaversums entgehen lassen.
Vielleicht kämen wir uns heute im realen China bereits beobachtet vor. Dennoch kann man bislang nur durch Kameras gesehen und durch Mikrofone gehört werden. Außerhalb der Städte ist es auch hier noch möglich, zuweilen ungestört zu sein. Tritt ein chinesischer User jedoch als Avatar in ein Metaverse ein, hat er sich bereits mit Klarnamen und sonstigen Angaben – vermutlich auch Telefonnummer und IP-Adresse, registriert. Der Einsatz einer KI zur Identifikation erübrigt sich. Von Anfang an wird jeder Schritt sichtbar, den die Person mit ihrem Avatar im Metaversum geht, jede Handlung nachvollzieh- und jedes Wort nachhörbar.

Was hätte China also davon, dies auf Chinesen zu beschränken? Ist es im Moment nur der verbuggte Anfang, der aus Prestigegründen innerhalb der Landesgrenzen bleiben soll?

Sicher haben Meta & Co. mit ihren Vorstößen ins Metaversum kaum etwas anderes vor, auch wenn sie weitreichenderen Kontrollmechainsmen unterliegen, was in China auch bekannt sein dürfte. Warum dann also die Daten aus der Volkrepublik in den Westen migrieren lassen und nicht selbst Informationen der westlichen Besucher auf den eigenen Plattformen beziehen? Das allerdings setzt voraus, dass die Metaversumskanäle aus China so attraktiv sein werden, dass sich Deutsche, Amerikaner etc. freiwillig dort aufhalten werden.

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